Das ist eine vereinfachte Übersetzung des Abstracts aus dem Artikel erschienen im European Journal of Cardiothoracic Surgery. 2016 Feb 24. pii: ezw050. [Epub ahead of print]

 

Vereinfachte Sprache

Frische blanke Lungenschlagaderklappen menschlicher Spender zum Ersatz defekter Lungenschlagaderklappen: ein Jahrzehnt klinischer Erfahrung

 

PD Dr. med. Samir Sarikouch¹*, Dr. med. Alexander Horke¹*, Dr. med. Igor Tudorache¹, Prof. Dr. med. Philipp Beerbaum², PD Dr. med. Mechthild Westhoff-Bleck³, PD Dr. med. Dietmar Böthig¹,², Dr. med. Oleg Repin⁴, Dr. med. Liviu Maniuc⁴, Prof. Dr. med. Anatol Ciubotaru⁴, Prof. Dr. med. Axel Haverich¹ und PD Dr. med. Serghei Cebotari¹

 

¹ Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie, Medizinische Hochschule Hannover, Deutschland

² Klinik für Pädiatrische Kardiologie und Pädiatrische Intensivmedizin, Medizinische Hochschule Hannover, Deutschland

³ Klinik für Kardiologie und Angiologie, Medizinische Hochschule Hannover, Deutschland

⁴ Republikanisches Zentrum für Herzchirurgie der Staatlichen Medizinischen und Pharmazeutischen Universität, Kischinau, Moldawien

* Samir Sarikouch und Alexander Horke gleichermaßen beteiligt

 

Kurztitel: Blanke Lungenschlagaderklappen menschlicher Spender zum Ersatz defekter Lungenschlagaderklappen

Schlüsselbegriffe: angeborener Herzfehler, Ersatz defekter Lungenschlagaderklappen, künstliche Gewebezüchtung (Tissue Engineering), Herzklappe eines menschlichen Spenders (Homograft), Zellentfernung (Dezellularisierung)

 

Korrespondenzadresse:

PD Dr. med. Samir Sarikouch

Medizinische Hochschule Hannover,

Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie

(Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. med. A. Haverich)

Carl-Neuberg-Str. 1, 30625 Hannover, Deutschland

Tel.: +49-(0)511-532-5567, Fax: +49-(0)511-532-18502

E-Mail: sarikouch.samir(at)mh-hannover.de

 

ABSTRACT

Hintergrund: Von ihren Zellen befreite menschliche Spenderherzklappen haben als Ersatz defekter Lungenschlagaderklappen bei angeborenen Herzfehlern vielversprechende frühe Ergebnisse gezeigt. Die Lungenschlagaderklappe befindet sich im rechten Herzen zwischen der rechten Herzkammer und der Lungenschlagader. Die erste Anwendung bei Kindern erfolgte im Jahr 2002, anfangs unter Vorbesiedelung der blanken menschlichen Spenderklappen mit körpereigenen Vorläuferzellen des Patienten. Seit 2005 werden hingegen nur noch nicht vorbesiedelte, frische, blanke Herzklappen menschlicher Spender eingesetzt, nachdem von einigen Gruppen eine spontane Wiederbesiedelung der eingesetzten blanken Spenderklappen mit körpereigenen Zellen des Empfängers gezeigt wurde.

Methodik: Im Rahmen der vorliegenden Studie wurde ein paarweiser Vergleich  mehrerer Patientengruppen hinsichtlich verschiedener, im Vorhinein festgelegter, Parameter durchgeführt. Dabei wurden drei verschiedene Methoden des Ersatzes von Lungenschlagaderklappen miteinander verglichen: frische blanke Lungenschlagaderklappen menschlicher Spender (im Folgenden kurz DPH für dezellularisierte pulmonale Homografts), die als Ersatz der Lungenschlagaderklappe eingesetzt werden; tiefgefrorene Herzklappen menschlicher Spender (im Folgenden kurz KH für kryokonservierte Homografts) und Gefäßprothesen aus der Halsvene eines Rindes mit integrierter Lungenschlagaderklappe (im Folgenden kurz BJV für bovine Jugularvenenconduits). Als Parameter für die paarweise Zuordnung von Patienten wurden das Patientenalter zum Zeitpunkt des Einsetzens des Klappenersatzes, die Art der angeborenen Fehlbildung, die Anzahl der Voroperationen sowie die Anzahl bereits erfolgter Operationen zum Ersatz der Lungenschlagaderklappe herangezogen.

Ergebnisse: Von Januar 2005 bis September 2015 wurden insgesamt 131 DPHs als Pulmonalklappenersatz eingesetzt. Die im Rahmen der Studie untersuchte Personengruppe umfasste 93 Patienten mit DPH (58 männlich, 35 weiblich), die 93 Patienten mit KH und 93 Patienten mit BJV im Vergleich paarweise zugeordnet wurden. Das Durchschnittsalter der Patienten beim Einsetzen des DPH betrug knapp 16 Jahre. Die Nachbeobachtungszeit der Patienten mit DPH umfasste insgesamt 905 Untersuchungen und dauerte durchschnittlich knapp 5 Jahre.

Die Fallot-Tetralogie stellte die häufigste Fehlbildung dar. Über 50 % der Patienten waren davon betroffen. Dabei handelt es sich um eine komplexe Herzfehlbildung mit vier Komponenten:

1.    eine Verengung der Lungenschlagaderklappe (Pulmonalklappenstenose)

2.    ein Loch in der Herzscheidewand (Ventrikelseptumdefekt)

3.    eine nach rechts verlagerte Körperschlagader (Dextroposition der Aorta)

4.    eine Vergrößerung der rechten Herzkammer (Hypertrophie des rechten Ventrikels)

 

Nach 10 Jahren musste keines der eingesetzten DPHs wieder entfernt werden. Auch bei 84,2 % der Patienten mit KHs und bei 84,3 % der Patienten mit BJVs mussten die eingesetzten Klappenprothesen nach 10 Jahren nicht wieder entfernt werden.

Alle Patienten mit DPH, 97 % der ihnen paarweise zugeordneten Patienten mit KH und 94 % der ebenfalls zugeordneten Patienten mit BJV waren nicht an einer Herzinnenhautentzündung erkrankt.

Schlussfolgerungen: Die mittelfristigen Ergebnisse des Ersatzes defekter Lungenschlagaderklappen (Pulmonalklappenersatz) mithilfe frischer blanker Lungenschlagaderklappen menschlicher Spender (dezellularisierte pulmonale Homografts) bestätigen frühere Ergebnisse, bei denen bereits eine geringere Anzahl notwendiger Nachoperationen gezeigt werden konnte. Dies sowohl im Vergleich zum Herzklappenersatz mittels tiefgefrorener menschlicher Spenderherzklappen (kryokonservierte Homografts) als auch verglichen mit dem Ersatz defekter Lungenschlagaderklappen durch Gefäßprothesen aus der Halsvene eines Rindes mit integrierter Lungenschlagaderklappe (bovine Jugularvenenconduits).

 

In die deutsche Sprache übersetzt von Irina Schulthess